Parallel 2025

Text: Ellen Schwarz, https://www.artcare.at/post/parallel-vienna-2025
Lukas Soldos Malerei entzieht sich jeder schnellen Lesbarkeit.
Sie zeigt nicht einfach etwas, sondern lässt das Bild selbst im Werden erscheinen. Jede Fläche, jede Überlagerung, jede Korrektur ist Teil eines Prozesses, der sich in die Oberfläche einschreibt. Die Bilder dokumentieren nicht nur einen Akt, sie bezeugen ihr eigenes Entstehen und die fortwährende Spannung zwischen Kontrolle und Unkontrollierbarkeit.
Der österreichische Künstler arbeitet in dichten, pastosen Schichtungen auf fein gespannter Baumwolle, die eine skulpturale Präsenz erzeugen. Die Malerei entwickelt sich eigenständig: Der ursprüngliche Plan wird in der Arbeit verändert, jede Bewegung dennoch direkt und klar. Übermalungen und Korrekturen sind keine Fehler, sondern bewusste Entscheidungen im Dialog mit Farbe und Material. So wird der Prozess selbst zum Inhalt der Werke. Die Bilder entstehen aus einem ständigen Aushandeln zwischen Intention und Zufall, zwischen dem, was gedacht wird, und dem, was die Farbe und das Material hervorbringen. Die Oberfläche trägt die Spuren: aus dem Nichts wird etwas Konkretes.
Während die Materialität schwer, massiv, nahezu skulptural in den Raum drängt, öffnet die weiche Farbpalette einen Raum der Zartheit. Diese Spannung von Gewicht und Leichtigkeit, von Relief und Transparenz, führt zu einer paradoxen Erfahrung: Die Malerei wirkt monumental und verletzlich zugleich.
Damit entsteht eine Malerei des Dazwischen: zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Objekt und Bild, zwischen Natur und Künstlichkeit. Die Baum- oder Pflanzenähnlichkeiten, die gelegentlich aufscheinen, sind weniger Motive als Metaphern für Werden und Wachstum: für ein Hervortreten aus Bedingungen, die nie vollständig kontrollierbar sind.
So könnte man Soldos Praxis auch als eine Form der Meditation begreifen: nicht im Sinn von Ruhe oder Kontemplation, sondern als ein beständiges Befragen des Seins im Medium der Malerei. Malerei ist hier kein Instrument der Darstellung, sondern ein Ort, an dem das, was ist, sich zeigt: in seiner Brüchigkeit, seiner Vielschichtigkeit, seiner Offenheit.
Lukas Soldo (*2001, Wien) studiert Abstrakte Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Michaela Eichwald und zuletzt auch bei Thomas Winkler.

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